© Holger Holtz

Ein neuer Blick - Gedanken zum Ewigkeitssonntag

Mon, 23 Nov 2020 15:18:04 +0000 von Holger Holtz

#predigt
© Holger Holtz
Wir denken an geliebte Menschen, die wir verloren haben. Wenn der Tod in das Leben einbricht, ist es wie ein Erdbeben. Die Welt  bleibt stehen. - Man kann sich gar nicht darauf vorbereiten.
 
Ändert sich deine Sicht, bekommst du einen neuen Blick auf das Leben, wenn du den Tod in deiner Nähe gespürt hast? Vielleicht ist das eine Frage, die Sie sich auch schon gestellt haben? Welche Auswirkungen hatte der Tod eines geliebten Menschen auf Ihr Leben? Hat es etwas verändert?
 
Ich hatte irgendwann dieses Bild vor Augen: Mein Leben lebt nicht für sich alleine. Es hat Verbindungen. Manche dieser Verbindungen sind ganz stark. Wie ein großes Seil, das ein Schiff im Hafen verbindet und Stabilität gibt. Die Ehefrau, der Mann, der Vater, die Mutter, die Schwester, der Bruder, der Freund. Wenn nun jemand stirbt, zu dem deine Verbindung so stark war? Dann fühlt es sich so an, als zerreiße dieses starke Seil und dein Leben verliert an Sicherheit und Stabilität.
 
Für mich ist das Bild noch nicht vollständig. Denn es gibt noch eine wichtige Verbindung. Wie groß und stark diese ist, merken wir nur oft gar nicht. Dass wir in den Momenten, in denen in unserem Leben Verbindungen zerreißen nicht zusammenfallen und den Boden unter den Füßen verlieren, verdanken wir dieser Verbindung: unserer Verbindung zu Gott. Oder besser: seiner Verbindung zu uns.
 
Er hält mich fest. In meinem Schmerz. Dann, wenn der Tod meine Lebensverbindungen zerreißt, spannt sich die Verbindung zu ihm ganz besonders. Und ich ahne, da hält mich jemand. Ich kann das gar nicht beschreiben. Es sind Bilder und Worte, die sich kein Mensch ausdenken kann. Aber Gott kann es.
 
Als Johannes das 21. Kapitel seiner Offenbarung schrieb, da war der Lebenskampf schon vorbei. Die Schmerzen der Welt überwunden. Die stehen in ihren so schwer verständlichen Geschichten in den 20 Kapiteln davor. Schwer verständlich erscheint mir diese Welt auch. Gerade der Abschied von unseren geliebten Menschen war oft einfach nur schlimm. 
 
Der Blick in das Buch der Offenbarung wirft Fragen an mich auf. Gottes Bilder und Worte fragen mich nicht, was mit den anderen ist, sondern was mit meinem Leben ist. Gott sagt mir: nicht ich richte, sondern er alleine. Und Jesus wird mich an diesem Tag retten. Der Blick in das Buch der Offenbarung sorgt dafür, dass für mich der wage Glaube zu einer tragenden Gewissheit wird. Jesus Christus ist das „A und O“, der Anfang und das Ende und er gibt mir einen neuen Blick auf das Leben: Wir sind nicht in einer Welt des Lebens auf dem Weg in den Tod. Sondern in einer Welt umgeben vom Tod auf dem Weg in neues Leben.
 
Martin Luther hatte eine besondere Gabe, die Dinge beim Namen zu nennen:"Wir müssen eine neue Rede und Sprache lernen, von Tod und Grab zu reden, wenn wir sterben, dass es nicht gestorben heißt, sondern auf den zukünftigen Sommer gesät, und dass der Kirchhof nicht ein Totenhaufe heißt, sondern ein Acker voll Körnlein, nämlich Gottes Körnlein, die jetzt sollen wieder hervorgrünen und wachsen, schöner als ein Mensch begreifen kann.
Es geht nicht um eine menschliche, irdische Sprache, sondern eine göttliche und himmlische." (Martin Luther)
 
Der Tod und der Verlust eines lieben Menschen verändert das Leben. Es tut einfach weh. Was bleibt ist die Dankbarkeit für den Menschen, den wir gehabt haben. Aber auch Dankbarkeit, dass uns nicht nur eine irdische Sprache gegeben ist, sondern wir auch die göttliche Sprache kennen. Und die ist und bleibt das, was Johannes mit Wasser vergleicht, das uns aus der Quelle des Lebens fließt. Ich bin unendlich dankbar, dass er unsere Toten zum Leben führt und mich in meiner Trauer festhält.
Hat der Tod Ihre Sicht auf die Welt auch verändert? 
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