Eine Hochzeitsfeier! Überhaupt eine Feier – erinnern wir uns noch, was die letzte Feier war? Dürfte ja schon etwas her sein. Im vergangenen Jahr haben jedenfalls viele Hochzeiten nicht stattgefunden – und damit auch viele Feiern nicht.
Also – eine Hochzeitsfeier und die Familie rund um Jesus war eingeladen. Nun passierte es, dass der Wein ausging. Das dürfte nicht zur Heiterkeit beigetragen haben. Die Feierkurve sinkt. Es wird ernst. Eine große Schar unzufriedener Menschen - das wäre gerade an so einem Tag nicht gut.
Die Gesamtsituation machte allerdings den Gastgebern der Hochzeitsfeier weitaus mehr Angst. Was könnte passieren, wenn die Einschränkungen der Feier zu groß werden. Wirklich nur noch Wasser gereicht werden kann? Was wird passieren, wenn das hier noch länger so weitergeht. Ist dann die Party schneller vorbei, als uns es lieb ist? Katerstimmung nach dem Konsumrausch?
Nun war da ja noch jemand: Maria mit ihrem Sohn Jesus. Und dessen Nachfolger, Jünger, Freunde. Nebenbei gefragt: wo war Josef eigentlich?
Nun kommt einer meiner Lieblingssätze in der Bibel. Von Maria. Ein wunderbarer Satz: „Sie haben keinen Wein mehr!“, sagt Maria zu Jesus. Für mich einer der besten Sätze um einen Ausflug in Kommunikationstheorie zu machen. Friedemann Schulz von Thun, übrigens in Soltau geboren, entdeckte vier Möglichkeiten solch eine Nachricht zu verstehen.
1. Als Selbstoffenbarung
2. Als Sachinformation
3. Als Beziehungshinweis
4. Als Apell
Wie würden Sie den Satz „Sie haben keinen Wein mehr“ verstehen? Als Selbstoffenbarung könnte Maria sich offenbaren als neugierig oder auch sehr aufmerksam (der Unterschied zwischen beidem ist manchmal nicht groß).
Als Sachinformation käme bei Jesus nun an: Eine Information, die für den Fortgang einer Feier sehr relevant ist. – Ja, der Wein ist bald alle.
Auf der Beziehungsebene zwischen Maria und Jesus, klingt das nach einer gewissen Nähe zwischen den beiden. Jesus ist offensichtlich derjenige, der mit dieser heiklen Information umgehen kann, dem Maria diese Erkenntnis mitteilen kann. Das steht für Vertrauen – und tatsächlich gab es immer wieder innige Begegnungen zwischen Jesus und Maria. Zum Beispiel unter dem Kreuz.
Dann ist da noch das Appellohr in der Information. Was willst du von mir, wenn du mir diese Information weitergibst?
(Dieses Modell mit den 4 Ohren hilft übrigens auch in der Kommunikation zuhause ganz gut!).
Und mit welchem Ohr hat Jesus nun seine Mutter gehört? „Ist es deine Sache, liebe Frau, mir zu sagen, was ich zu tun habe?“ – klar wenn die Mutter spricht, ist es – kann es nur ein Apell sein!
Mir geht es manchmal auch so, dass ich erst genötigt werden muss, einen Spaziergang zu machen. Habe ich ihn dann gemacht, war er wunderschön.
Warum Jesus wartete? Wohl, weil er dachte, dass seine Zeit noch nicht gekommen war. Aber das kannst du immer denken. Ich bin zu jung, zu klein, zu schwach, zu unerfahren – jetzt noch nicht. Seine Mutter war es, die ihn auf den Weg gebracht hat! Es macht doch Sinn, auch mal auf andere zu hören. Denn am Ende ist aus dem Wasser bester Wein geworden und die Feier geht fröhlich weiter.
Leben ist jetzt! Wir haben einen Gott an unserer Seite, der will, dass wir von ihm leben. Wir leben gut mit ihm. Lockdown oder nicht – er öffnet mir die Augen für viel mehr in meinem Leben. Kleine Schönheiten, die viel wichtiger sind als der „Wein“ in meinem Leben. Wo ich etwas verliere, schenkt er Neues. Kein Leben ist bei ihm verloren – nicht einmal ein Leben, das hier stirbt! Ich musste an das Lied „In dir ist Freude“ denken. C.S. Lewis sagte einmal: „Ich frage mich, ob nicht jedes Vergnügen nur ein Ersatz für Freude ist“.
Dieses Gleichnis führt mich in eine Ahnung davon, dass Jesus mir eine Freude bringen will, die die dann noch so richtig losgeht, wenn alles andere weg ist! Die Kunst ist es, diese Freude noch während die Feier läuft zu erkennen. Sich jeden Tag neu zu sagen: wofür bin ich dankbar. Was habe ich an wertvollem in meinem Leben? Was entdecke ich in dieser Zeit an schönem Neuem? Das Leben in wahrem Vergnügen zu leben bedeutet selbst im Leiden eine Freude tief im Herzen zu spüren. - Und nein, diese Freude gibt es nirgendwo anders. Die gibt es nur beim dem Retter von Hochzeitsfeiern, dem Heiler von Krankheiten, dem empathischen Zuhörer, dem bedingungslos Liebenden, dem Tod besiegenden Jesus Christus.
Das Lied in dir ist Freude hätte auch auf jener Hochzeitsfeier gesungen werden können. Und vielleicht, wenn der Jazzmusiker Nil Lundgren, das Ensemble New Eyes on Barock und der Knabenchor Hannover vor Ort gewesen wären, hätte es sich vielleicht so angehört: https://youtu.be/A6phx6qDkxQ
Freude für Euch. Amen.
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