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Lobe den Herrn, meine Seele - wer? Ich?

Mon, 29 Jun 2020 19:15:24 +0000 von Holger Holtz

#hoffnungszeit #andacht
„Lobe den Herrn, meine Seele, und was in mir ist, seinen heiligen Namen!“ – Was in mir ist. In mir? In mir  bin – ich. Ich bin gemeint, wenn es darum geht, den Herrn zu loben.

In mir ist nicht immer Lob. Im Ringen um richtige Entscheidungen. Selbstverständlich wäre ich gerne immer wieder mal ins HkD nach Hannover gefahren. Distanz zu Menschen tut nicht immer gut. 1,50m fallen schwer beim Anblick eines weinenden Kindes am offenen Grab seiner Großmutter, die ich gerade beerdigt habe. 

Es sind Grenzerfahrungen, die mir aber auch den Blick für vermeintlich selbstverständliches öffnen und neue Perspektiven zeigen. Ich habe Videokonferenz gelernt. Und es funktioniert gut! Ich habe die Bedeutung von Lächeln durch eine Maske gelernt – die Augen müssen eben mit lachen, wenn der Mund verdeckt ist. Ich habe gemerkt, wie Worte der Bibel sich ganz neu erschließen – wenn etwa Paulus an Titus schreibt, dass die Gemeinde sich an die Verordnungen der Obrigkeit halten soll. Über Wochen haben wir vom Dach des MZ das Abendlied „Der Mod ist aufgegangen“ gesungen. Wir vom Dach und 4 / 5 Personen die zufällig jeden Abend um 19 Uhr an der Kirche standen spontan mit uns sangen – jeden Abend.

Ich habe von Biografien gelesen, die mich noch mehr angerührt haben, als sie es eh schon getan hätten. Wie etwa die von Horatio Spafford, der 1873 im Angesicht des Todes seiner Kinder ein Lied mit dem Titel: „It is well with my soul“. Aus rechtlichen Gründen kann ich das hier nicht einspielen – aber wenn sie schon auf Youtube sind, können Sie es nach der Andacht mal eingeben und anhören.

Gott, das habe ich an vielen Punkten erlebt, lässt sich nicht in den Lockdown einschließen. Ostern ist mir das bewusst geworden: Jesus geht durch die verschlossenen Türen und Mauern zu seinen Jüngern. Er ist da! Gott selbst zeigt mir durch Jesus Christus, wie er Distanzen überwinden kann. Es gibt Menschen, die sagen, dass jetzt die langweilige Trinitatiszeit ist. Festlos, mit nummerierten Sonntagen. Ich seh das etwas anders. Nach den großen Festen haben wir nun bis zu 24 Sonntage Zeit, um wenigstens ansatzweise zu verstehen, in wie vielen Weisen sich Gott uns offenbart. 24 Sonntage reichen gar nicht. Eigentlich müsste die Trinitatiszeit noch viel länger sein. 

Er ist da. Er ist nah. Der „dir alle deine Sünde vergibt und  heilet alle deine Gebrechen,  der dein Leben vom Verderben erlöst“. Er verbindet uns über die Distanzen, Geschlechter, Farben und was uns noch so alles voneinander trennen mag. Das, was uns Menschen voneinander trennt, gilt vor Gott nicht. Gott überwindet auch die letzten 1,5m zwischen uns. Er bringt unsere Seele ins Schwingen. Er macht, dass wir über die Herausforderungen hinaus sehen können. Und erheben wir unseren Blick – dann ist da die wunderbare Vision von einem Reich Gottes in dem Distanzen keine Rolle spielen. 

Virtuell oder real – unser Dienst ist es, in diese Welt einen wunderbaren Lobgesang zu stellen. Lobe den Herrn, meine Seele. In der Schule gibt es manchmal Lückentexte: ich lasse gleich „meine Seele“ weg und wenn du willst, füge an die Stelle deinen Namen ein. Du bist gemeint: „Lobe den Herrn, ___________, und was in mir ist, seinen heiligen Namen! Lobe den Herrn,  __________ , und vergiß nicht, was er dir Gutes getan hat.“ Amen. 
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